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Der Verband

Digitalisierung in der Sozialwirtschaft: Herausforderungen, Lösungen, Praxistipps

Während viele Branchen digital deutlich weiter sind, kämpfen soziale Einrichtungen vielerorts noch mit Faxgeräten und Papierakten. Doch das liegt nicht an mangelndem Willen. Fehlende finanzielle Mittel, strukturelle Hemmnisse und politische Versäumnisse bremsen die digitale Transformation in der Sozialwirtschaft aus. Dabei ist längst klar: Ohne Digitalisierung geraten soziale Angebote ins Hintertreffen – mit Folgen für Fachkräfte, Organisationen und nicht zuletzt für die Menschen, die Unterstützung benötigen.

Warum Digitalisierung kein Luxus ist, sondern Voraussetzung für Zukunftsfähigkeit

Digitale Prozesse vereinfachen nicht nur Verwaltungsabläufe. Sie sind entscheidend für die Anschlussfähigkeit sozialer Träger an die digitale Gesellschaft. Konkret bedeutet das:

- Zugang zu Fördermitteln und digitale Kommunikation mit Behörden

- Niedrigschwelliger Austausch mit Klient*innen über moderne Kanäle

- Attraktivität als Arbeitgeber – insbesondere für junge Fachkräfte

- Mehr Teilhabe für benachteiligte Gruppen, z. B. durch barrierefreie Online-Angebote

- Effizientere, transparentere und sicherere Abläufe im Arbeitsalltag
 

Was soziale Einrichtungen ausbremst – strukturelle Hürden auf einen Blick

Trotz dieser Vorteile kommt die Digitalisierung in vielen Organisationen nur schleppend voran. Die Gründe sind vielschichtig:

  • Unzureichende Finanzierung:
    Investitionen in IT-Infrastruktur, Software und Schulung sind teuer – und werden selten dauerhaft gefördert. Meist sind Träger auf befristete Projektmittel angewiesen, die keine nachhaltige Entwicklung ermöglichen.
     
  • Mangel an Fachwissen und Zeit:
    Viele Teams verfügen über wenig IT-Kompetenz und sind im Alltagsgeschäft stark ausgelastet. Es fehlt an Ressourcen für Schulungen oder strategische Digitalplanung.
     
  • Regulatorische Hürden und hohe Bürokratie:
    Innovative digitale Ansätze scheitern nicht selten an aufwendigen Genehmigungsverfahren oder unklaren rechtlichen Rahmenbedingungen.
     

Politischer Ist-Zustand: Der soziale Bereich bleibt unterrepräsentiert

Der Koalitionsvertrag der Bundesregierung formuliert das Ziel, Leistungen der Sozialversicherungsträger umfassend zu digitalisieren. Dabei geht es u. a. um digitale Antragstellung, Beratung und Kommunikation – unter Wahrung des Datenschutzes. Auch analoge Beratungsangebote sollen dadurch gestärkt werden.
Was fehlt? Konkrete Maßnahmen für die Digitalisierung in der Freien Wohlfahrtspflege – etwa in der Eingliederungshilfe oder der Kinder- und Jugendhilfe. Fachverbände wie FINSOZ kritisieren diese Leerstelle deutlich und fordern gezielte Programme und Investitionen, insbesondere für die Pflege.
 

Was sich politisch ändern muss

Damit Digitalisierung in der sozialen Arbeit gelingen kann, braucht es verlässliche politische Rahmenbedingungen:

  • Nachhaltige und langfristige Förderprogramme sowie mehr projektbezogene Einzelinitiativen
  • Fortbildungsangebote, Beratung und praxisorientierte Leitfäden für Organisationen
  • Systematische Einbindung der Freien Wohlfahrtspflege in staatliche Digitalstrategien
  • Datenschutzregelungen mit Augenmaß, die die Realität sozialer Arbeit berücksichtigen
  • Bürokratieabbau, um Innovationen nicht zu blockieren, sondern zu ermöglichen
     

Was Träger selbst tun können – auch ohne große Mittel

Trotz struktureller Hindernisse gibt es Handlungsspielräume. Erste Schritte können auch im Kleinen viel bewirken:

  • Pilotprojekte im Team initiieren – z. B. mit digitalen Formularen oder Terminbuchung
  • Kolleg*innen zu Schulungen motivieren – etwa zu Datenschutz, Cloud oder Kommunikation
  • Einfache Tools für Projektorganisation, Zeiterfassung oder interne Kommunikation einführen
  • Eine eigene Digitalstrategie entwickeln – iterativ, praxisnah, auf die eigenen Möglichkeiten abgestimmt
  • Austausch mit anderen Einrichtungen suchen, um voneinander zu lernen
     

Praktische Unterstützung & hilfreiche Tools

Diese Initiativen unterstützen soziale Organisationen auf dem Weg in die digitale Zukunft:

  • WOHLFAHRT digital (BAGFW):
    Tools, Praxisleitfäden & Best Practices für gemeinnützige Träger
    www.bagfw.de/wohlfahrt-digital
  • Der Paritätische Gesamtverband:
    Webinare, Austauschformate und themenspezifische Fachimpulse
    www.der-paritaetische.de/digitalisierung
  • Zukunftszentrum Süd:
    Individuelle Beratung, Workshops und Schulungen speziell für kleine und mittlere Organisationen – auch im sozialen Bereich
    www.zukunftszentrum-sued.de
  • Digital-Kompass (für ältere Zielgruppen):
    Materialien und Unterstützung für digitale Bildungsangebote mit Senior*innen – gemeinsam mit der BAGSO
  • www.digital-kompass.de


Fazit

Die Digitalisierung der sozialen Arbeit ist kein Trend, sondern eine Notwendigkeit. Wer jetzt klug investiert – in Menschen, Kompetenzen und Strukturen – sichert die Zukunftsfähigkeit sozialer Angebote und schafft bessere Bedingungen für Mitarbeitende und Hilfesuchende gleichermaßen.

Dabei geht es nicht nur um Technik, sondern um Teilhabe, Effizienz und Innovation in einem Bereich, der maßgeblich für den gesellschaftlichen Zusammenhalt ist. Digitalisierung ist kein Selbstzweck, sie ist ein Werkzeug, um soziale Arbeit wirksamer, zugänglicher und gerechter zu gestalten.

 

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